Notfall & Hausarztmedizin 2006; 32(4): 208-212
DOI: 10.1055/s-2006-943533
Rettungswesen

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Neue Leitlinien zur Kardiopulmonalen Reanimation: Thoraxkompressionen rücken in Vordergrund

ERC und AHANew guidelines on cardiopulmonary resuscitation: thoracic compressions come to the foreThomas Palmaers1
  • 1Jürgen Schüttler; Anästhesiologische Klinik, Universitätsklinikum Erlangen (Direktor: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jürgen Schüttler)
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Publikationsdatum:
17. Mai 2006 (online)

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Das European Resuscitation Council (ERC) und die American Heart Association (AHA) haben am 28.11.2005 beziehungsweise am 13.12.2005 die neuen Empfehlungen zur kardiopulmonalen Reanimation veröffentlicht. Die Kernaussage der Leitlinien ist die zentrale Bedeutung der Thoraxkompressionen. Alle Maßnahmen und Neuerungen zielen darauf ab, die so genannte ”No-Flow-Time” so kurz wie möglich zu halten, um den koronaren und zerebralen Perfusionsdruck ausreichend hoch zu generieren beziehungsweise zu halten und damit das Outcome der Patienten zu verbessern.

Neben der Erhöhung des Kompressions-/Ventilationsverhältnisses von 15:2 auf 30:2, wird das Prinzip der Serie von drei Defibrillationen verlassen. Nur noch eine Defibrillation wird in Zukunft mehr Zeit für Thoraxkompressionen ermöglichen. Auch der Verzicht der Pulskontrolle und Rhythmusanalyse und die sofortige Wiederaufnahme der Thoraxkompressionen direkt im Anschluss an eine Defibrillation sind neu und erfordern eine enorme Umgewöhnung.

Adrenalin ist Vasopressor der Wahl bei allen Formen des Herzkreislaufstillstands. Trotz eindeutig positiver Hinweise für das Vasopressin findet dieses bei der ERC keinen festen Einzug mehr in die Leitlinien. Umso unverständlicher ist die generelle Empfehlung einer Gabe von Atropin bei Asystolie und pulsloser elektrischer Aktivität.

Eine Lysetherapie unter Reanimationsbedingungen kann unter den neuen Leitlinien erwogen werden, wenn eine Lungenembolie oder Koronarthrombose vermutet wird.

The European Resuscitation Council (ERC) and the American Heart Association (AHA) have published their new guidelines on cardiopulmonary resuscitation (CPR) in November and December 2005.

The take home message of these guidelines is the importance of the compressions during CPR. All changes aim to shorten the „No-Flow-Time” in order to generate an adequate coronary and cerebral perfusion pressure, which is crucial to improve the outcome of CPR.

The major changes are the new compression-ventilation-ratio of 30:2 and the single defibrillation method. Now, after a single defibrillation the compressions have to been started immediately without taking a pulse or checking the rhythm.

Adrenaline is the vasopressor of choice in all kinds of cardiac arrest. Although there is promising evidence for the use of vasopressin, there is no recommendation for this drug in the ERC guidelines. In contrast atropine is recommended in patients with asystole and pulsless electrical activity.

Thrombolysis is recommended during CPR if pulmonary embolism or coronary thrombosis is suspected to be the origin of cardiac arrest.

Literatur

Anschrift für die Verfasser

Dr. med. Thomas Palmaers

Anästhesist, Notfallmedizin

Anästhesiologische Klinik, Universitätsklinikum Erlangen

Krankenhausstraße 12

91054 Erlangen

Telefon: 09131/8533680

Fax: 09131/8536147

eMail: palmaers@kfa.imed.uni-erlangen.de